-> Meine krude Verschwörungstheorie

Am 19. März 2023 zerbarst der letzte Rest meines Glaubens an die Souveränität und Unabhängigkeit der Schweiz. Seit jenem Sonntagabend mache ich mir keinerlei Illusionen mehr darüber, dass unsere staatlichen Akteure – wenn es hart auf hart kommt – in irgendeiner Weise souverän agieren könnten und würden. An jenem Sonntagabend verkündete unser Bundesrat: die UBS übernehme nun die CS, das sei leider alternativlos weil blablablablabla…

Seit Jahren wird uns Bürgern das Finanzsystem wie eine Naturgewalt erklärt, die halt ab und zu mit Katastrophen aufwartet und über uns hereinbricht. Und dann wird an unser humanitäres Gewissen appelliert und verkündet, um die noch grössere Katastrophe abzuwenden, sei eine weitere Bankenrettung leider nötig, weil: too big too fail. Und so bekam der Schweizer Bürger also an jenem Sonntagabend ein Banken-Monstrum gebastelt, das – gemessen am BIP – nun eine der weltgrössten Banken ist, und also dereinst, wenn die nächste Katastrophe kommt, noch bigger too fail sein wird.

Das Schockierende für mich an jenem Sonntagabend war nicht die Tatsache, dass die eine Grosse mit der andern Grossen fusioniert wurde. An solche Meldungen hat sich der Schweizer Bürger längst gewöhnt. Das Augenöffnende war für mich diese Nonchalance, mit der das Schweizer Volk am Sonntagabend vor vollendete Tatsachen gestellt wurde: In diesem bereits bekannten, weil pandemisch durchexerzierten Durchregier-Modus nach Schweizer Art, wo dem Schweizer Kindergärtlervolk pädagogisch-korrekt und mit der obligaten bedauernden Mimik, aber doch unmissverständlich, klargemacht wird: über die Schulbibliothek und die Trottoirverbreiterung in eurer Wohngemeinde dürft ihr nach wie vor direktdemokratisch abstimmen, aber bei grossen Fragen bestimmen die Grossen, denn in ausserordentlichen Lagen ist keine Zeit für demokratische Prozesse blablablabla…

So würde mich nicht einmal mehr wundern, wenn eines Sonntagabends vom Bundesrat verkündet würde: wir machen jetzt ein Joint venture mit der NATO, und darum werden wir ein Kontingent Schweizer Regenbogenhelmsoldaten entsenden. Wir machen natürlich nur bei Übungen mit und profitieren dabei vom grossen Know-how der NATO. Selbstverständlich ist vorläufig nicht vorgesehen, dass Schweizer Regenbogenhelmsoldaten sich an kriegerischen Handlungen beteiligen, denn Regenbogenhelmsoldaten haben ein humanitäres und friedensstiftendes Regenbogen-Mandat und werden die dortige Bevölkerung mit Schweizer Schokolade beglücken. Denn es ist unsere solidarische Pflicht, der NATO zur Seite zu stehen und dabei behilflich zu sein, Demokratie, westliche Werte und Schweizer Qualitäts-Schokolade in unterentwickelte Länder und Regionen zu tragen blablablablabla…

Und ich an diesem Abend vor dem Bildschirm sitzen werde und die Angst haben muss, dass mein Sohn am Montagmorgen per App darüber informiert wird, dass er per sofort als Regenbogenhelmsoldat in ein Kriegsgebiet ausrücken muss.

Und in den kommenden Wochen und Monaten wird mit Salami-Taktik der Begriff des friedensstiftenden und schokolade-verteilenden Regenbogenhelmsoldaten immer weitere Bedeutungen und Aufgaben erhalten. Zunächst wird erklärt, dass der Regenbogenhelmsoldat neu auch eine Waffe bei sich trägt. Selbstverständlich lediglich, um die Schokoladenvorräte sicher zu den Menschen zu bringen. Später wird dann erklärt, dass der Regenbogensoldat nun auch an die Front mitgeht, aber selbstverständlich nicht an kriegerischen Handlungen teilnimmt, sondern höchstens den NATO-Soldaten zur Hand geht und ihnen beispielsweise Munition reicht oder Snacks und erfrischende Getränke, und also im Prinzip nichts anderes macht als ein Flugbegleiter bei der SWISS!

blablablablablablablablablablablablaundsoweiterundsofortichhalteinzwischenallesfürmöglich.

In diesem Sinne wünsche ich mir von ganzem Herzen, dass Schweizer Regenbogenhelmsoldaten bloss meine krude Verschwörungstheorie sind, die sich niemals so oder ähnlich bewahrheiten wird.

Und in der Zwischenzeit werde ich – nach allen Regeln der cognitive-warfare-Kunst, wie sie auch die NATO praktiziert – meinen Sohn mit allen mir zur Verfügung stehenden Nudging-Methoden dahingehend zu beeinflussen versuchen, dass er bei seiner baldigen Aushebung auf die Militärpflicht verzichtet und stattdessen Zivildienst leisten wird.

Und ich wünsche jeder Mutter dieser Welt, dass sie ihren Sohn nicht in einen Krieg ziehen lassen muss. Und keinem Sohn, keinem Mensch dieser Welt wünsche ich, dass er als Soldat in einen Krieg muss.

Ich weiss, das ist leider nur ein frommer Wunsch.

Quasi meine krude Weltfriedensverschwörungstheorie.